Strandgeheimnisse
Der Regen prasselte mal wieder gegen die großen Scheiben. Sollte es hier nicht weniger Regen? fragte sie sich und tippte Gedanken verloren mit dem Stift auf das Papier vor sich. Eigentlich hatte sie hier im Süden Sonne erwartet, aber seit ihrer Ankunft war es nass. Jeden Tag. Ihre Chefin hatte noch gewitzelt, dass es weniger ein Auftrag, als mehr Urlaub sei. Marlene empfand es eher als Desaster. Sie war die Einzige gewesen, die man einfach so ins Ausland schicken konnte. Sie hatte keine Familie. Dass ihr Freund in Tränen ausgebrochen war, als sie ihm erklärte sie würde für einen Monat ins Ausland gehen, hatte die Chefin nicht interessiert. Nun saß sie hier und versuche diese Story auf die Beine zu stellen. Sie hatte es sich leichter vorgestellt. Allein die Recherchen hielten sie so sehr auf Trab, dass sie in der ersten Woche kaum geschlafen hatte. Jetzt hatte sie fast alles Material zusammen. Hatte Interviews geführt und war im Land herum gereist. Jetzt musste sie nur noch schreiben. Wie aber brachte sie ein so schwieriges Thema auf das Papier. Wie ließen sich der Stil des Magazins und die Inhalte vereinbaren? Sie hätte einfach über weiße Strände schreiben sollen. Ohne Interviews. Dann wäre sie nicht dahinter gekommen, was sich alles Böses Nachts an den Stränden und in den Gassen herum trieb. Sie hätte nie erfahren, dass es regelmäßige nächtliche Besuche von Militärtrupps gab. Und was immer die Regierung hier an der Küste tat, es war nicht öffentlich und es würde auch niemals öffentlich werden. Sollte sie wirklich darüber schreiben?
Plötzlich klopfte es an der Tür. "Ja, wer ist da bitte?" Marlene richtete sich gerade auf. Eigentlich wusste niemand außer der Hotelpage das sie da war. Es wurde in der Landessprache durch die Tür gesprochen. Marlene erschrak. Was wollte die Polizei von ihr?