Bibliotheksschließungen
Heute habe ich einen Twittereintrag gelesen, der mir weh tat.

Ich selbst habe immer dort gelebt, wo es öffentliche Bibliotheken gab, die finanzielle Unterstützung von der Stadt (etc.) hatten und sich somit auch Personal leisten konnten.
Ich frage mich, wie es wohl ist, ohne Bibliothekarin zu leben (Ich bin aber auch angesichts meiner Arbeit etwas vorbelastet).
Nun kenne ich aus dem Umfeld auch Menschen, die Bibliotheken nutzen, welche nur ehrenamtlich oder von fachfremden Personal (günstiger) geführt werden. Häufig läuft es auch so, jedoch ist die Nutzung eine ganz andere.
Sind das schlechte Bibliotheken? Nein sicherlich nicht. Aber die Arbeit ist anders und in meinen Augen ist es falsch, beide Einrichtungen mit dem gleich Namen zu betiteln, da daraus überhaupt nicht erkennbar wird, was der Unterschied ist.

Eine ehrenamtliche Bibliothek, ist in meinen Augen, eine „Buchausleih-Stelle“. Die Mitarbeiter in solchen Stellen organisieren das Befüllen der Regale, das Ausleihen und die Rückgabe der Medien, sowie die Bestellung. Wenn das Personal engagiert ist, nehmen sie auch Beratungsfunktion ein, dies jedoch nur „oberflächlich“ (Buchauswahl).

Eine öffentliche Bibliothek mit gelernten Mitarbeitern hingegen ist nicht nur eine Buchausleih-Stelle, sondern auch ein Lernort, ein Begegnungsort, ein Informationsort mit vielen verschiedenen Kanälen und ein Veranstaltungsort. Die Mitarbeiter haben das Hintergrundwissen, wie Abläufe und Veranstaltungen zeitsparend/-gemäß organisiert und durch geführt werden. Sie fungieren nicht nur als Berater für Buchauswahl, sondern als Informant, wie die gesuchten Informationen (oder Bücher) selbstständig gefunden und ausgewählt werden können. Sie geben Informationen und wissen weiter und bringen Menschen und Themen zu einander (z.b. in Form von Veranstaltungen).

Klar, nicht alle Besucher einer Bibliothek nutzen solche Angebote und benötigen daher kaum eine festangestellte Fachkraft, aber dies gilt für alle „Geschäfte“ und Lebensräume. Ohne (Fach-)Personal werden viele Lebensräume nur noch zu Hüllen.

Habt ihr zu dem Thema schon Erfahrungen gemacht? Glaubt ihr man kann in Bibliotheken auf Fachpersonal verzichten? Wenn ja, warum? Wenn nein, auf was wollt ihr in eurer Bibliothek nicht verzichten?





sid am 25.Feb 15  |  Permalink
Ich könnte mir auch nicht vorstellen, ohne Bibliothek oder Bücherei zu leben.
Selbst, wenn ich die nur alle 6-8 Wochen frequentiere (allerdings, nehm ich meistens mehrere Bücher mit) und der Ausweis für die Bücherei aktuell nicht verlängert (Kosten) ist.
Eigentlich gehts mir nicht um die Kosten, aber die Filialen und ich treffen uns nicht häufig genug, als daß ich das aktuell als rentabel sehen tät. Wenn dann die Bib für mich wegfällt, muß ich mich eh wieder an die Bücherei wenden. Wobei wir das hier sicherlich großartig mit sehr vielen Filialen haben.

Ich bin jedesmal fasziniert, wenn man rumstottert nach einem Buchtitel und die sofort wissen, was das ist und wo es steht. Hier also ein klares "DAFÜR" seis auch eine noch so kleine Bibliothek mit wenig Publikum (und fachfremden Personal - kann man alles lernen oder durch Kompetenz ausgleichen : ) ). Für mich zählt vorallem, daß Bücher überhaupt vorhanden und zugänglich sind.

tama am 01.Mär 15  |  Permalink
Sehe ich auch so. Die Bibliothekare sollten mal runter kommen von ihrem hohen Ross, die Luft da oben kann verdammt einsam sein.
WBs sind was Anderes, aber bei ÖBs fände ich die dänische Variante viel angebrachter - kombiniert mit den amerikanischen Kompetenzmodulen an den Schulen.

moony-world am 01.Mär 15  |  Permalink
Na, wenn du das schon so sagst :)
Wahrscheinlich tatsächlich ein aussterbender Beruf, den es vielleicht schon in 10 Jahren nicht mehr gibt. Happy Birthday.

tama am 08.Mär 15  |  Permalink
Schon jetzt sind Bibliothekare bereits überholt. Als "Hüter des Wissens" sowieso. Das ist das sprichwörtliche hohe Ross.

Warum Bibliothekar bleiben und nicht Informationsmanager werden? Warum sich nicht fragen, wo man sinnvoll seine Zeit investiert? Warum sich nicht mit den Menschen beschäftigen? Mit ihrer Lebenswirklichkeit?

Informationsprofessionals? Heute wichtiger denn je. Informationen? Auch. Aber darum sollte man sich eben fragen, an welchen Stellen das Knowhow eines Bibliothekars gebraucht wird. In einer ÖB garantiert weniger als in einer WB als in... Wozu gibt es sonst Verbünde und Zentralen und Kooperationen? Das sind die Anfänge, reicht aber nicht für die Zukunft.