Die Sonne stand mittlerweile so tief, dass durch die Berge der Lagerhallenvorplatz im Schatten lag. Der Mann der gerade aus dem Auto stieg schlug sich seinen Mantelkragen hoch, in dieser Jahreszeit wurde es sofort frisch, wenn es keine Sonne mehr gab. Er ging zu einer unscheinbaren Tür in dem großen Blechkomplex und klopfte. Einige Zeit passiert nichts, doch dann hörte er hinter der Tür ein leises Schlurfen. Die Tür wurde nach außen aufgestoßen, sodass sie den Wartenden beinahe erschlug. Im Türrahmen stand ein kleiner Mann mit Dreitagebart und wässrigen Augen, die den Besucher blitzschnell abscannten. „Was willst du hier?“ schnauzte er los. „Bist du so überrascht, dass ich hier auftauche? Du hast unsere Vereinbarung nicht eingehalten. Nun hole ich mir persönlich was mir zusteht!“ Der gebückte Mann stieß Luft durch die Zahnlücken und wollte sich wieder seinem Lagerraum zuwenden, als er am Arm gepackt wurde. „Du solltest lieber rausrücken, was mir gehört!“ Die Stimme des Besuchers hallte über den Platz. „Sonst was?“ erneut wurde der Besucher gemustert. Es schien, als würde der kleine Mann versuchen abzuschätzen, wie er den lästigen Mann am besten los wurde. „Ich kann dir die Ware jetzt nicht geben. Sie ist nicht hier.“ „Ach ja? Was willst du mir erzählen? Wo soll die Ware denn sonst sein? Bei dir zu Hause im Küchenschrank?“ Der hagere Mann fing an zu lachen. Er ging in die Offensive über und versuchte an dem Mann in das Lager zu gelangen, dieser war schneller und schubste seinen Besucher aus dem Türraum, sodass sein Angreifer einige Schritte rückwärts taumelte. „Das hättest du lieber nicht tun sollen!“ fing der Mann an zu schreien und riss aus seiner Manteltasche eine Pistole. Es war ein kleiner glänzender Revolver, mit dem er herum fuchtelte. „Du willst mich also erschießen!“ Der kleine Mann fing anzulachen. „Erschießen! Dann wirst du nie erfahren wo die Ware ist und vor allem wo sie herkommt! Und was machst du dann? Hier in diesem Kaff gibt es nur mich, der es dir besorgen kann.“ Er lachte noch schriller auf. „Dir besorgen! Du verstehst was ich meine?“ Er lachte heftig auf und beugte sich leicht nach vorne. Hätte er gewusst, dass für seinen Angreifer Scham das schlimmste der Gefühle war, hätte er sich zurück gehalten. Es löste sich ein Schuss. Augenblicklich hörte der kleine Mann auf zulachen und blickte an sich herunter. Blut breitete sich auf seiner schmuddeligen Weste aus. Er fiel auf der Stelle tot um. Doch auch seinem Angreifer war das Lachen vergangen. Er war Sekunden später von seiner eigenen Kugel getroffen worden, die an einem Metallschrank abgeprallt und zurückgeflogen war.
Nun standen nur noch die Berge. Und der Koffer. Der Koffer mit dem Stoff. Wo sonst sollte der Koffer stehen?
Juni 2013 |
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